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„Unseren Gott haben wir wohl verloren …“

Diesen Satz hörte ich am Sonntag in einem Radiobeitrag der katholischen Kirche und er hat mich zutiefst empört.

Ob ich meinen Gott verloren habe oder nicht, das ist ja wohl meine Sache und nicht Gegenstand der Betrachtung eines Pfarrers, der sich in einem Funkbeitrag wichtig macht.

Was mich betrifft, so ist eher das Gegenteil der Fall, denn ich spreche oft mit meinem Gott, frage ihn und erbitte die verschiedensten Dinge. Auch, dass ich ihn oft nicht verstehe, sage ich ihm und ich weiß, wie wichtig er für viele Menschen war und immer noch ist. In dem Beitrag beklagt der Pfarrer, dass die Menschen sich keine Zeit mehr für Gott nehmen und ihn links liegen lassen.

Ich denke der Mann verwechselt hier zwei Themen ganz an der Basis: Nicht wir Menschen wenden uns von Gott ab, sondern wir lernen immer mehr, mit unserem Gott (wir nennen ihn eben so, das hat sich so eingebürgert) klarzukommen, ohne den Klerus, ohne eine völlig verseuchte und veraltete, unflexible und mit Skandalen überfrachtete Kirche, deren Geschick von uralten Betonköpfen gesteuert wird, verhaftet im ewig Gestrigen, bereit zu jeder Lüge, um ihre Macht zu erhalten. 

Um Gott nah zu sein, benötigt man keine Kirche. Man kommt so auf die Welt und kann auch ohne sie wieder gehen. Ja, das geht, ohne die fertigen Texte, die oft lieblos vorgetragen werden und man nur das Datum und den Namen ändert.

Natürlich sind die Kleriker sämtlicher Kirchen sensibilisiert, laufen ihnen doch die Gläubigen in Scharen davon. Und mal ehrlich, möchten Sie Kirchensteuer bezahlen für diese Kuttenträger mit einer unfaßbar grausamen und unerfreulichen Historie über viel Jahrhunderte? In diesen hat die Kirche es immer verstanden, dem Menschen Angst zu machen und der Anfang vom Ende kam schon mit Luther, der da die Liebe, das Vergeben in den Mittelpunkt stellte, nicht den Prunk, die Macht der Irdischen und die Verfolgung Andersdenkender.

Millionen mußten sterben für und wegen ihres Glaubens. Und noch heute, man möchte denken in einer aufgeklärten Zeit, herrscht der Fanatismus im Glauben über arme Gehirne und bringt Not, Elend und Tod über ganze Völker. Egal an welchen Gott sie glauben und wie der heißt.

Sämtliche Religionen haben eine große Schwachstelle, die im Katholizismus geradezu genial, mit nur einem einzigen Satz umschifft wird, einer Schwachstelle, die durch diese Aussage keine Macht mehr hat und den Normalbürger zum Vollidioten deklariert: „Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben!“

Wer diesen Satz erfunden hat ist einfach nur genial. Denn er bedeutet, dass man alles verkaufen kann, ohne es beweisen zu müssen. Und die Kirche hat sich alle Mühe gegeben unendlich viele Märchen und Rituale zu erfinden, die eben nicht beweisbar sind, unter anderem die Geschichte von der Entstehung der Welt in sieben Tagen, der unbefleckten Empfängnis und dem Oberschwachsinn, der Unfehlbarkeit des Papstes.

Ob Gilgamesch oder die Bibel, der Koran oder die Tora, die heilige Schrift der Juden. Das sind alles Märchenbücher, geschrieben von Menschen. Menschen, die aber behaupten, hier das Wort Gottes abzubilden. Das ist glatt gelogen und immer wieder hat irgendein Schreiberling im Laufe der Jahrhunderte Dinge gestrichen oder dazu gedichtet. Hinter all diesen Glaubensdoktrinen und Büchern steckt der Mensch. Und zwar mit einer völlig klaren Ansage und Absicht: Andere Menschen klein zu halten und Instrumente zu finden, eine gewisse Richtung vorzugeben. Und nicht zuletzt zur Schaffung wirtschaftlicher Macht.

Wohl selten hat man diesen Ausspruch (Wasser predigen und Sekt saufen) aus dem Volksmund derart klassisch gelebt wiedergefunden wie in den Kirchen. Unfassbarer, völlig überflüssiger Prunk lenkt vom Westlichen ab, erstaunt die Gläubigen und hält sie klein.

Die Aussage eines Ortspfarrers war sakrosankt. Wenn der Herr Pfarrer das sagt, dann wird das schon stimmen. Auch wenn er das Kind nach der Chorprobe vergewaltigt hat. Oft bekam dann noch das Kind den Arsch voll weil es angeblich gelogen hatte …

Nein, die Kirche hat selber schuld und wirklich alles getan (siehe den runden Tisch, die Nicht-Ökumene, die hilflosen Versuche, sich von Rom unabhängig zu machen), die Gläubigen zu enttäuschen, zu verprellen, zu belügen und auszunützen. Protagonisten der Kirche haben widerliche Verbrechen begangen (mehr und mehr unappetitliche Dinge kommen ans Tageslicht) und was fast noch schlimmer ist, sie anschließend vertuscht und geleugnet. Mir immer noch ein Rätsel, warum im Zivilleben ein Mensch, der missbraucht hat, angeklagt wird, ein Kleriker aber versteckt und geschützt. Das ist mir zu hoch.

Nein, Herr Pfarrer, ich lasse mir von Ihnen nicht vorschreiben, wie und wann und in welcher Form ich mit meinem Gott umgehe, und erstrecht lasse ich mir nicht von Ihnen sagen, dass ich ihn verloren hätte. In diesen Tagen des Krieges bete ich für Frieden, in meiner Familie gibt es einige Schwangere, ich bete dafür, dass alles gut geht und hoffe, dass mich mein Gott nicht verläßt. Und mir ist gänzlich egal, wie alt er ist, wo er wohnt und wie er aussieht.

Mein Gott ist nicht aus einem Märchenbuch, nicht von schlauen Unterdrückern geschaffen und von Geldmachern perfektioniert. Der Heilige Geist hat Maria sicherlich nicht geschwängert und das Blut, das aus den Wunden an angeblich heiligen Skulpturen fließt, ist glatter Betrug, ist Show, ist Fake.

Der tiefe Glaube vieler Menschen an ein höheres Wesen, eine sinnvolle, gütige Ordnung das ist kein Fake. Es ist ein virtuelles Gebilde, an dem man sich prächtig festhalten kann, das Kraft spendet und Trost. Es ist so furchtbar einfach, seinen Gott immer bei sich zu haben. Dazu benötigt man keineswegs große Kathedralen oder Kirchen, Wallfahrten oder Wunder.

Es wird noch recht zünftig werden in den nächsten Jahren, wenn der Klerus versuchen wird, zurückzuschlagen und mit Marketingoffensiven anstreben wird, seine Schäflein bei der Stange, besser den Stangen, dem Kreuz, zu halten. Die Kirche schafft es einfach nicht, das Wahre einfach und ehrlich zu kommunizieren. Immer wieder reißt sie mit dem Hintern ein, was fleißige Hände und Gehirne mühevoll aufgebaut haben. Das Vertrauen in die Kirche und ihre Institutionen schwindet in rasanter Geschwindigkeit und solche selbstsüchtigen Klerikalkomiker wie ein Tebartz van Elst oder ein Wölki tun ihr Möglichstes, auch noch die eingefleischtesten und unkritischsten Bürger ins Grübeln zu bringen.

Die Kirche ist so unermeßlich reich und doch so arm. Auch arm dran. Und ich rate ihr dringend, sich aus mir und meinem Gott rauszuhalten. Sie kann mir keine Angst mehr machen, was in den Kindertagen durchaus gelang. Zudem bin ich ganz entschieden dafür, dass die Kirche ihre teuersten und affektiertesten Mitarbeiter endlich mal selber bezahlen sollte. Viele Steuerzahlen wissen nämlich nicht, dass er, der Bürger, selbst wenn er ausgetreten ist, die Gehälter sämtlicher Bischöfe und Kardinäle beider Kirchen in Deutschland bezahlt. Man nennt das Konkordat. Und dieses Konkordat ist über 200 Jahre alt.

Höchste Zeit, dass wir diese Klientel nicht weiterhin aus Steuermitteln bezahlen.

Die Kirche hat wahrlich einen Haufen Probleme, hat enormen Verlust an Zuspruch, einen wahren Exodus an Mitgliedern. Aber Geld, Geld und Besitz hat hat sie in unvorstellbaren Mengen. So ganz anders als der wohl wichtigste Mann der Organisation, Jesus Christus, das gefordert hatte: Hängt nicht am Tand und weltlichen Dingen.

Das ist ja dann mal so richtig in die Hosen gegangen.

Ihr

Gehhobmidochgern

Eine Antwort zu „„Unseren Gott haben wir wohl verloren …“”.

  1. Avatar von Gabriele Pawlowski
    Gabriele Pawlowski

    Bravo Nico, du sprichst mir aus der Seele!

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